Das merk´ ich mir!

Von Mag.a Sylvia Neubauer

Besser als gedacht, ist unser Gehirn – es kann schon ein richtiger Schlaumeier sein. Immer vorausgesetzt, wir bieten ihm ordentlich Paroli.

Das menschliche Gehirn ist ein kleines Wunderwerk der Natur. Aber – man muss es sagen, wie es ist – es kann auch ganz schön faul sein. Wird es nicht aktiviert, schlummert es gemütlich vor sich hin.
Fakt ist: Von sich aus legt sich unser Oberstübchen ganz bestimmt nicht ins Zeug. „Das Gehirn braucht Probleme“, trifft Andrea Chromecek, zertifizierte Konzentrations- und Gedächtnistrainerin den Nagel auf den Kopf. Und nein, keine Sorge, damit sind keine schicksalhaften Apokalypsen gemeint. Vielmehr möchten unsere grauen Zellen spielerisch bei Laune gehalten werden – ähnlich wie ein Muskel, der durch Hanteltraining an Kraft gewinnt. Na dann: Auf los geht‘ s los!

Was geht denn da ab im Gehirn?

Ohne sie geht rein gar nichts im Gehirn. Die Rede ist von Synapsen. Durch sie formieren sich Zellen in den verschiedensten Hirnregionen zu Netzwerken: Es entstehen neuronale Kommunikationswege – ähnlich wie bei vielen Autobahnen. Zusammen sorgen diese dafür, dass der Verkehr nicht zum Erliegen kommt – dass Informationen von einer Zelle auf die andere übertragen werden. Das Beste daran ist: Neue Erfahrungen bauen die Verbindungstellen zwischen den Nervenzellen aus und lassen weitere Transitrouten entstehen. In jungen wie in reifen Jahren. Diese Anpassungsfähigkeit des Gehirns nennt man neuronale Plastizität.
Sehen wir uns ein Beispiel dafür an: Ein Kleinkind steht im Zoo und versucht ein Tier zu erkennen. Die Nervenzellen der Sehrinde vermerken die Farbe grau, die Nervenzellen der Hörrinde identifizieren ein „Törööö“ und wieder andere den Namen des Tieres. Das Gehirn arbeitet nun auf Hochtouren und verknüpft sämtlich Eindrücke miteinander – der Spross weiß: Aha, diesen Rüsselfreund habe ich in meiner Lieblingsserie schon einmal gesehen: Das ist ein Elefant. Jedes Mal, wenn wir neues Wissen erwerben, wird die synaptische Kommunikation zwischen den Neuronen gestärkt: Wir lernen. Und: Wir sind in der Lage, uns zu erinnern.

Alltagstrott? Zum Gähnen!

„Unser Gehirn ist wie eine riesengroße Bibliothek“, bestätigt Chromecek und erklärt: „Elternhaus, Kindergarten, Schule und später Ausbildungen und Beruf prägen uns. Das Gehirn saugt alles wie einen Schwamm auf. Die Frage ist nur: Was davon können wir tatsächlich abrufen?“  

 

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Fachkommentar

Von MR Dr. Christian Bsteh
Facharzt für Neurologie u. Psychiatrie, Salzburg

In dem Artikel wird verständlich zusammengefasst, was wir mittlerweile über unser Gehirn gelernt haben.

Dachte man früher, dass das Gehirn nachdem es sich fertig entwickelt hat, ein-bildlich gesprochen - fest verdrahtetes Gebilde ist, das im höheren Alter, viele Drähte und Lötstellen verliert, wissen wir heute, dass das Gehirn ein sich ständig wandelndes Organ ist, in dem Netzwerkverbindungen der Nervenzellen unermüdlich  aufgebaut und abgebaut beziehungsweise umgebaut werden. Es können auch lebenslang neue Nervenzellen gebildet werden. Früher meinte man, das sei unmöglich. Wir können den Erhalt und Aufbau des Gehirns durch unser Verhalten sehr wohl beeinflussen.

Die positiven Einflüsse beruhen auf drei Säulen:
Erstens ausreichend Bewegung, wobei Ausdauer, Koordination, aber auch Kraft wichtig sind. In Jugend und Erwachsenenalter verbraucht das Gehirn etwa 20% der vom Herz beförderten Blutmenge. Im Alter verschiebt sich der Anteil auf 25%: Umso wichtiger ist es für eine optimale Durchblutung zu sorgen.
Zweitens eine „hirnfeundliche Ernährung“, die den Vorteil hat, dass soweit heute bekannt ist, auch das Risiko für Herz/Kreislauf- und Krebserkrankungen bei Beachten dieser Ernährungsweise geringer ist: Zu empfehlen ist es, Zucker und Weißmehlprodukte so weit wie möglich zu reduzieren und den Kohlenhydratbedarf vor allem durch Gemüse und Obst/Beeren sowie den Eiweißbedarf besonders mit Fisch, weniger Fleisch mit Schwerpunkt Geflügel zu decken. Bei den Fetten sollte ein gewisser Anteil von Nüssen und Mandeln stammen. Margarine sollte vermieden werden. Bei den Ölen sind Olivenöl und Leinöl zu bevorzugen.
Drittens das Erhalten von Neugier und Wissensgewinn im Zusammenhang mit guten sozialen Beziehungen. Es gibt auch Hinweise, dass chronische Überforderung, besonders im Zusammenhang mit schlechter Motivation, sich ungünstig auf das Gehirn und insgesamt auch auf das Gefäßrisiko auswirken