PVEs als wesentliches Element der Primärversorgung

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ÖGK und ÄKS haben einen modernen und zukunftsweisenden Vertrag geschlossen, der die Bevölkerung integrierter versorgen soll und dabei die Arbeitsbedingungen für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte verbessert.

Salzburg – Eine noch bessere medizinische Versorgung, mehr Flexibilität für Ärztinnen und Ärzte und kurze Wege für Patientinnen und Patienten. Beim heutigen Pressegespräch in der Ärztekammer für Salzburg haben deren Präsident Dr. Karl Forstner und Vizepräsident MR Dr. Christoph Fürthauer zusammen mit dem Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) in Salzburg Thom Kinberger den neu ausgehandelten und um wesentliche Punkte verbesserten PVE-Vertrag präsentiert.

Die Vorteile liegen laut aller Beteiligten auf der Hand: die fünf (drei existent, zwei in Planung) neuen Salzburger Primärversorgungseinheiten (PVE) sind gerade für dort arbeitende junge MedizinerInnen hochflexibel und mit den Lebensmodellen der neuen Medizinergeneration vereinbar. Im Land Salzburg arbeiten die jüngsten AllgemeinmedizinerInnen, gerade dieser Tatsache trage der neue PVE-Vertrag Rechnung, um deren Arbeit zu würdigen sowie den wünschenswerten Austausch im Team zu fördern.

Für die Ärztekammer und ihre Mitglieder stehe die Versorgungssicherheit der Bevölkerung an erster Stelle, bekräftigt Präsident Dr. Forstner. Wichtig hierfür ist, dass sich die PVEs organisch entwickeln – dort, wo die Nachfrage gegeben ist.

Auch Salzburgs ÖGK-Obmann Kinberger betonte die primäre Patientenversorgung und -steuerung, denn aktuell sind 50 Prozent der Patientinnen und Patienten in den Spitalsambulanzen am falschen Platz. Salzburg ist Vorreiter auf dem Gebiet des PVE-Vertrages, der bei laufender Evaluation die Verfügbarkeit der Patientenversorgung nachhaltig sicherstellt und effizienter gestaltet. Gleichzeitig bietet er auch den Ärztinnen und Ärzten mehr Flexibilität – im Berufsleben genauso wie im Privat- und Familienleben.

„Gesundheitspolitik findet in den Regionen statt“, so Kinberger, deshalb sei der Vertrag ein maßgeschneidertes Konzept für die Primärversorgungseinheiten. Die One-Stop-Lösung mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten und Gesundheitsdiensteanbietern unter einem PVE-Dach ist gerade auf dem Land auch für ältere und mobilitätseingeschränkte Patientinnen und Patienten eine große Erleichterung.

Vizepräsident und Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte MR Dr. Christoph Fürthauer legte aus seiner praktischen Sicht die Vorteile dar: Versorgungsleistungen werden besser transportiert und die viele Ärztinnen und Ärzte abschreckende Bürokratie werde reduziert. Die so leichtere wirtschaftliche Berechenbarkeit mache das PVE-Modell für viele MedizinerInnen nun wesentlich attraktiver. Die bisherige Abhängigkeit von dieser „wirtschaftlichen Heirat“ konnte im neuen Vertrag gelöst und eine harmonische Lösung für die gleichmäßige und vor allem wohnortnahe medizinische Versorgung sichergestellt werden.

Dank einer geregelten Honorierung der medizinischen Leistungen konnte auch die wirtschaftliche Abhängigkeit von der Performance der zusammenarbeitenden Kolleginnen und Kollegen abgeschafft werden, so dass Einzelordinationen auch weiterhin unabhängig bleiben, versicherte Dr. Fürthauer.

Die Verträge mit den Sozialversicherungen habe man so gestaltet, dass Parallelstrukturen ausgeschlossen sind und die Nachfolge von pensionierten Ärztinnen und Ärzten für eine optimale medizinische Versorgung sichergestellt ist, so Dr. Fürthauer abschließend.

PVEs als wesentliches Element der Primärversorgung

„Wir erachten Primärversorgungseinrichtungen (PVEs) als wichtiges Element der Versorgung“, so Ärztekammer-Präsident Dr. Karl Forstner. Wenn die Zielsetzungen des Gesundheitsministers umgesetzt werden, gibt es in Salzburg bald fünf Primärversorgungseinrichtungen mit den Vorteilen einer integrierten Versorgung, des Arbeitens in einem multiprofessionellen Team und einer Verbesserung der Arbeits- und Rahmenbedingungen. „Für Ärzte bietet das eine weitere Chance, sich beruflich zu verwirklichen, weil diese Art des Arbeitens im Team von unseren jungen Kolleginnen und Kollegen sehr geschätzt wird“, so Forstner. „Das Interesse steigt, so könnte man es beschreiben.“

Besonders in Ballungsräumen ist diese Organisationsform attraktiv, aber auch die Zusammenarbeit in dezentralen PVE-Netzwerken am Land bietet Möglichkeiten. Wichtig ist hier die Planungsvorgabe der wohnortnahen Versorgung. „In unseren ländlichen Regionen werden dadurch aber wohl Einzelpraxen die hauptsächliche Versorgungsform bleiben“, so Forstner.

„Die Entwicklung der PVEs ist verzögert angelaufen. Nicht nur die für die erste Umsetzungsphase zur Unzeit aufkommende Pandemie hat gebremst, sondern die PVEs stellten auch für die Sozialversicherung, für die Ärztekammer und die Ärzteschaft Neuland dar. Und, um korrekt zu sein, der erste PVE-Vertrag hatte seine Schwächen. Es gab zu wenig Anreiz zur Gründung dieser neuen Organisationsform und es war zu bürokratisch, so könne man sagen.“

„Die Salzburger Kultur“ bei der Versorgungsplanung

„Es spricht für die Salzburger Gesprächskultur der institutionellen Partner, dass immer die beste Versorgung der Bevölkerung im Vordergrund steht“, so Forstner. Die vorgegebene Zielgröße sind fünf PVEs in Salzburg, zwei bestehen bereits in St. Gilgen und in Saalfelden, ein PVE startet am 1. Juli in Mittersill und zwei weitere PVEs sind in Planung. „Salzburg ist am besten Weg, den Plan des Ministers zu übersteigen – entgegen dem immer wieder vorgetragenen Vorwurf, die Ärztekammer würde mit ihrer Macht die Gründung von PVEs verhindern“, so Forstner.

„Abgesehen davon, dass die ‚Macht‘ nicht da war, ist es verständlich, dass es Jahre braucht, bis man Gewohntes verlässt und Neues macht. Es spricht für uns, dass auf einer guten lokalen Gesprächsbasis – trotz der Zentralisierung der Sozialversicherungen – eine lösungsorientierte Struktur geschaffen wird. So haben wir es in Salzburg auch geschafft, dass, anders als in anderen Bundesländern, bisher alle Kassenstellen besetzt sind, mit den im Durchschnittsalter jüngsten Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern in Österreich“, so Forstner. Zudem ist in den vergangenen zehn Jahren in Salzburg die Anzahl der Kassenärztinnen und Kassenärzte im Vergleich zur Bevölkerungsentwicklung überproportional gestiegen.

Vorteile von PVEs für die PatientInnen liegen auf der Hand

Für Thom Kinberger, Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse Salzburg, liegen die Vorteile von PVEs für die PatientInnen auf der Hand, denn durch die Zusammenarbeit der Ärzte bleibt mehr Zeit für Arzt-Patienten-Gespräche. Durch längere Öffnungszeiten ergeben sich kürzere Wartezeiten und ein breit aufgestelltes Team aus unterschiedlichen Gesundheitsberufen bringt kürzere Wege durch die Möglichkeit integrierter Versorgungskonzepte. „Wenn mir mein Hausarzt direkt die Physiotherapeutin, oder die Diätologin im Haus anbieten kann, spart das Zeit“, so Kinberger.

Kinberger sieht den neuen Vertrag als wichtigen Beitrag zur besseren Gesundheitsversorgung: „Die Zerschlagung der Krankenkassen hat uns weit zurückgeworfen. Leider ist der Mangel an regionalen Entscheidungsmöglichkeiten mittlerweile auch für die Versicherten zu spüren. Darum freut mich dieser gemeinsame Erfolg umso mehr.“

Was für die Ärzteschaft wichtig ist, um eine PVE zu gründen

Mit diesem neuen Gesamtvertrag können sich interessierte ÄrztInnen erheblich besser auf die bürokratischen Rahmenbedingungen und wirtschaftlichen Entwicklungen einer Zusammenarbeit in einer PVE einstellen. „Das war eine notwenige Verbesserung gegenüber dem bisherigen Vertrag“, so der Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte Salzburgs, Vizepräsident Dr. Christoph Fürthauer. „Das Gründen einer für ein PVE-Zentrum erforderlichen Gruppenpraxis, was im Grunde einer wirtschaftlichen ‚Heirat‘ gleichkommt, ist ohnehin eine große Herausforderung für die Beteiligten, weshalb diese neuen Rahmenbedingungen dringend erforderlich waren“, so Fürthauer.

Ein wesentlicher Aspekt der Primärversorgung ist die Wohnortnähe, um niederschwellig erreichbar zu sein. Deshalb sind weiterhin Einzelordinationen das Rückgrat für die von unserer Bevölkerung so geschätzte hausärztlichen Versorgung. „Mit dem neuen PVE-Gesamtvertrag können aber auch die Patientinnen und Patienten dieser Einzelordinationen von dem strukturierten erweiterten Angebot der Zusammenarbeit zwischen den Ordinationen gemeinsam mit der wertvollen Unterstützung nichtärztlicher Gesundheitsberufe profitieren“, so Fürthauer.

„Das wesentliche Hemmnis, dass sich Kolleginnen und Kollegen nicht bisher schon zu PVE-Netzwerken zusammengeschlossen haben, war das Eingehen einer gegenseitigen wirtschaftlichen Abhängigkeit der beteiligten Ordinationen. Mit dem neuen Vertrag konnten wir diese Hürde beseitigen.“

Es ist auch ein Alleinstellungsmerkmal für das Bundesland Salzburg, dass sich an einer PVE-Gründung interessierte Ordinationen initiativ bewerben können.

Bestehende und kommende PVEs in Salzburg

Derzeit bestehen zwei PVEs in Salzburg, jeweils als Zentrum geführt. Seit 1.4.2021 das PVE in St. Gilgen/Fuschl und seit 1.7.2021 das PVE in Saalfelden.

„Ab 1.7.2023 wird in Mittersill ein PVE ebenfalls als Zentrum geführt. Zwei weitere Zentren jeweils im Tennengau und in der Stadt Salzburg sind in aktueller Vorbereitung“, so Fürthauer.