Sternstunden der Medizin

Aus- und Fortbildung Medizin in Salzburg

Die Ärzteschaft Salzburgs folgte der Einladung von Salzburger Ärztegesellschaft und Ärztekammer zu den ersten „Sternstunden der Medizin“. In außergewöhnlichem Ambiente hatten rund hundert Ärztinnen und Ärzte Gelegenheit, Kolleginnen und Kollegen mit Führungsverantwortung und deren Spezialgebiete aus Stadt und Land Salzburg kennenzulernen.

Von Mag. Christoph Schwalb | med.ium 1+2/2023 | 2.2.2023

Die Location am Flughafen Salzburg war ungewöhnlich und passte doch glänzend zum Thema der medizinischen Abendfortbildung, zu der die Salzburger Ärztegesellschaft und Ärztekammer ihre Mitglieder Anfang Februar geladen hatten. Zwischen klassischen und modernen Automobilen in den Ausstellungshallen von Pappas Österreich konnten sich die zahlreich erschienen Medizinerinnen und Mediziner bei den Sternstunden der Medizin in kurzweiligen und spannenden Impulsvorträgen à neun Minuten von namhaften Kolleginnen und Kollegen inspirieren lassen und neueste Einblicke in die Medizin gewinnen.

Nach der Begrüßung durch die Präsidenten Prim. Univ.-Prof. Dr. Mag. Eugen Trinka (Salzburger Ärztegesellschaft) und Präsident Dr. Karl Forstner (Ärztekammer Salzburg) sowie Fortbildungsreferent Dr. Klaus Kubin präsentierten die sieben Referentinnen und Referenten persönliche Sternstunden aus ihrem Fachbereich.

Den Auftakt machte die Vorständin der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Prim. Priv.-Doz. Dr. Belinda Plattner. Sie berichtete über die psychiatrische Behandlung neurologischer Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen an der Salzburger Christian-Doppler-Klinik (CDK). Bei den herausfordernden Patientinnen und Patienten sei es wichtig, deren Familien mit ins Boot zu holen. Sie „mediziniere in wachsende Gehirne“, weshalb es ihre Sternstunde sei, spezifischen Kindern mit spezifischen Therapien zu begegnen. Gerade die „family-based therapy“ biete sich als individuelle Behandlung hervorragend an.

Worauf es bei der modernen Schlaganfall-Therapie ankommt, erläuterte der Vorstand der Uniklinik für Neuroradiologie Prim. Univ.-Prof. Dr.med. Johannes Pfaff, MHBA (CDK). Mit Bildern eines Stents aus feinem Maschendraht veranschaulichte er, wie man Blutgerinnsel erfolgreich bekämpfen und betroffene Organe von Thromben befreien kann. Seine persönliche Sternstunde sei es, vermehrt Patientinnen und Patienten durch Gefäßeingriffe zu heilen, so dass sie nach einem Schlaganfall wieder gesund und selbständig leben können. Eine Halbierung der Zahlen von pflegedürftigen Patientinnen und Patienten sei mittels dieser Behandlungsmethode möglich, wenn ihnen in weniger als 24 Stunden geholfen würde, so Pfaff.

Das Risiko für Schlaganfälle weiter zu minimieren ist auch die Aufgabe des Vorstandes der Uniklinik für Kinder- und Jugendheilkunde am Landeskrankenhaus Salzburg, Prim. a.o.Univ.-Prof. Dr. Daniel Weghuber. Wichtig sei es, Adipositas bei Jugendlichen zu verhindern, um deren Lebensqualität und Gesundheit zu erhöhen. Bei der Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 eigne es sich, den Glukose-Metabolismus mittels Semaglutid zu regulieren, um so eine Gewichtsreduktion und eine Lebensstilmodifikation herbeizuführen.

Unter dem Motto „Zeit ist Gehirn!“ gab der Vorstand der Uniklinik für Neurochirurgie (CDK) Prim. Priv.-Doz. Dr. Christoph Griessenauer Einblicke in sein Fachgebiet Gefäßerkrankungen im Gehirn. In einem OP-Video über Hirnblutungen zeigte Griessenauer deren erfolgreiche Behebung mittels minimal-invasiver Drainagen. Der in den USA ausgebildete Mediziner und ausgezeichnete Forscher hob die Standortwichtigkeit Salzburgs für neurochirurgische Medizin hervor. Salzburg ist österreichweit einziger Teilnehmer an der MIND-Studie, die das minimal-invasive Gerät Artemis untersucht, mit der intrazerebrale Blutungen entfernt werden.

Der durch seinen internationalen Werdegang bekanntgewordene ärztliche Direktor des Kardinal Schwarzenberg Klinikums (KSK) in Schwarzach, Dr. Eugen Adelsmayr LL.M., erzählte von seinen Erfahrungen in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Seine Sternstunden seien die Erfahrungen, ein Krankenhaus durch turbulente Zeiten mit Personalmangel bei erhöhtem Patientenaufkommen und verkürzten Liegezeiten zu führen. Positiv bewerte er vor allem die gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten und die Teilung der internen Abteilung im KSK.

Sein Kollege und Vorstand Neurologie am KSK, Prim. Dr. Christof Bocksrucker, MSc, schwört ebenfalls auf die Vernetzung aller Beteiligten, insbesondere bei der Behandlung und Qualitätssicherung von Schlaganfällen. In „seiner“ Stroke Unit werden jährlich 400 Patienten behandelt, eine rasche Behandlung sei hier enorm wichtig. Erkennen und Entscheiden sowie Wissenstransfer und IT-gestützte Vernetzung tragen sehr zum Erfolg bei, genauso wie das soziale Umfeld des Patienten/der Patientin mit ins Boot zu holen.

Zu guter Letzt referierte die Vorständin des Instituts für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin an der PMU Salzburg, Univ.-Prof. Dr. Maria Flamm, MPH, über Public Health und das dortige Forschungs- und Innovationszentrum, das sich wichtigen Themen der Zukunft wie demographische Entwicklung, Übergewicht und Klimawandel widmet. Gerade letzterer sei zukünftig für Herzkreislauf-Erkrankungen und Allergien verantwortlich, so Flamm. Als weitere Herausforderungen nannte sie auch den Rückgang besetzter Stellen und das Schaffen eines regionalen Versorgungsatlas.

In stilvollem Ambiente mit köstlichem Essen und anregenden Gesprächen genossen die Gäste, sich endlich wieder persönlich austauschen und vernetzen zu können.

Vielen Dank allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie unseren Partnern, die diese bezaubernde Veranstaltung möglich gemacht haben!

Stimmen

„Es ist ein sehr bereicherndes Format dank der kurzen und hoch motivierten Vorträge, da sie die berufseigene Resilienz fördern. Transportiert werden Neuigkeiten und Zuversicht, in einem wichtigen Beruf zu arbeiten und sich der entstehenden Netzwerke bedienen zu dürfen.“

„Für mich war es wichtig, dass wir nach der gesellschaftsarmen Corona-Zeit wieder ein Forum bieten, wo sich die Kollegenschaft treffen und austauschen kann, denn Sachinformation ist das eine, der persönliche kollegiale Austausch aber nicht minder wichtig. Es ist wohl gelungen, die in den letzten Jahren nach Salzburg gekommenen neuen „Kompetenzträger“ in einem sehr angenehmen Rahmen der Kollegenschaft vorzustellen. Die Medizin ist voller Sternstunden.“

„Ich fand es gut, dass wir – nach einer sehr langen Zeit, in der der persönliche Austausch nicht möglich war – wir Ärzte nun in einem sehr angenehmen Rahmen mit kurzen Impulsvorträgen wieder zusammentreffen konnten. Und uns so medial austauschen und Eindrücke von verschiedenen Fachbereichen sammeln konnten.“

„Am meisten inspiriert hat mich der Vortrag über Demographie und Weiterentwicklung zukünftiger Probleme wie der Klimakrise. Ich finde es sehr nett, dass wir wieder alle zusammenkommen können.“

„Am besten hat mir das Analoge gefallen, ganz klassisch mit Kolleginnen und Kollegen zusammen zu sein und eine Fortbildung zu genießen. Großartig waren die befruchtende Zusammenarbeit mit der Salzburger Ärztegesellschaft und die sich daraus ergebenden Vorträge, die das momentane Spektrum der Salzburger Gesundheitsversorgung ganz gut wiederspiegeln.“

„Erst einmal finde ich das eine großartige Zusammenarbeit von Salzburger Ärztekammer und Ärztegesellschaft. Es war ein Vergnügen, das so harmonisch abzuwickeln. Das zweite ist, dass wir ausgezeichnete Medizinerinnen und Mediziner in Salzburg haben. Wir haben zwei Regionen mit ganz eigenen Erfordernissen: das Zentrum in Salzburg mit den Universitätskliniken, wo wir Spitzenleistungen erzielen; und auf der anderen Seite Spitzenleistungen im Gebirge, das ganz schwierig zu versorgen ist: andere geografische und vor allem personelle Herausforderungen. Heute haben wir gesehen, dass man den städtischen und den ländlichen Raum vereinen und unterschiedliche Ansätze haben kann, um die Versorgung der Patientinnen und Patienten in Salzburg zu verbessern.“

Bilder: Sternstunden der Medizin 2023